„Politik ist organisierter Machtkampf. Am Wahltag entscheiden die Wählerinnen und Wähler in demokratischen Verfassungsstaaten über die zukünftige Machtverteilung. Am Wahlsonntag stellen sie für einige Stunden den Souverän dar. Sie bestimmen die Gewählten, die Ihre Macht jedoch nur auf Zeit erhalten.“ (Korte 2017)
Dieser politisch organisierte Kampf um die Macht in der Bundesrepublik Deutschland ist im Wahljahr 2025 in seinem Ausgang offen und mit vielen Unsicherheiten verbunden.
- Klassische Konstellation in der Mitte: SPD und Union führen Richtungswahlkampf
- Druck von den Rändern: Die AfD hat sich im Parteiensystem etabliert und erreichte bei den ostdeutschen Landtagswahlen 2024 Rekordwerte. Das BSW positioniert sich als weiterer populistischer Herausforderer.
- Volatilität bei den kleinen Koalitionspartnern: Grüne, Linke und FDP müssen sich fragen, wer wie stark ins Parlament einzieht.
- Vorgezogene Neuwahlen: Unklar ist, wie sich die verkürzte Zeit bis zur Bundestagswahl auf den Wahlkampf auswirken wird.
- Leitfrage der Bundestagswahl: Wie kann die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft funktionieren, ohne das Vertrauen weiter zu erodieren? Es braucht eine völlig neue Unterstützungskultur breiter Bevölkerungsteile und eine starke Absicherung der Transformationsverlierer.
- Policy-Themen: Daseinsvorsorge: der Handlungsspielraum der künftigen Regierung wird abhängig sein von den Investitionsmöglichkeiten. Hier scheint sich innerhalb des parteipolitischen Gefüges eine Kluft zwischen Beharrungs- und Reformierungskräften aufzutun. Unklar scheint jedoch, wie eine Klimawandelanpassung gelingen soll, ohne die Schuldenbremse in ihrer jetzigen Form abzuschaffen.
- Demokratie: Der Erhalt der Demokratie hängt maßgeblich vom Systemverständnis des Souveräns ab. Nichtwähler, abgehängte Wähler, Mobilisierungserfolge von demokratiekritischen Parteien (autoritäre und anti-liberale Kräfte, AfD zum Teil offen verfassungsfeindlich, BSW mit autoritären Zügen), neue Anforderungen an Wehrhaftigkeit und Solidarität im Inneren und Äußeren stellen das politische System vor immer größere Herausforderungen.
- Diversität: Migrationsdebatte versus Realitäten der bereits restriktiv ausgestalteten Asyl- und Einwanderungspolitik.
Dieser Blick auf die Lage im Superwahljahr 2025 zeigt, wie komplex die Situation rund um die Bundestagswahl im Februar dieses Jahres sein wird. Wie wird sich diese Gemengelage auf die Bundestagswahl 2025 auswirken? Und welche Antworten kann die Politikwissenschaft geben? Diese und weitere Fragen werden in der Veranstaltung behandelt.
Ziel des Projektseminars ist die Anwendung, Vertiefung und Reflexion politikwissenschaftlicher Theorien, Konzepte und Methoden im Hinblick auf die Entwicklung eines eigenen Forschungsprojekts. Als anwendungsorientiertes Thema steht Politik und Regieren im Umfeld der Bundestagswahl 2025 im Mittelpunkt, das mit Methoden der Qualitativen Inhaltsanalyse (QIA) bearbeitet wird.
Im ersten Teil des Seminars lernen die Studierenden in Methodenworkshops die Qualitative Inhaltsanalyse und die Arbeit mit Kategoriensystemen kennen.
Im zweiten Teil erarbeiten die Studierenden grundlegende Konzepte zu Parteien und Wahlen, Regierungsbildung und Koalitionsmanagement, Politikgestaltung und Parlamentarismus sowie Politikstabilität und Policy-Wandel.
Im dritten Teil recherchieren, sichten und analysieren die Teilnehmenden empirisches Datenmaterial (Wahlprogramme, Koalitionsverträge, Grundsatz- und Positionspapiere der Parteien, Policy-Papiere von Interessengruppen, Medienberichte) zu selbstgewählten Projektthemen (allein oder in Zweiergruppen).
Das Seminar bereitet auf die Entwicklung eines eigenständig durchzuführenden Lehrforschungsprojektes im Themenbereich des Seminars vor. Dazu wird als Studienleistung ein schriftlich ausgearbeiteter Projektvorschlag verlangt.
- verantwortliche Lehrperson: Maximilian Schiffers