Wie kommt die Bibel in die Ethik? Das Prinzip sola scriptura, die Schriftbindung, also die Normativität der Bibel als Heiliger Schrift, wird gerade für die Evangelische Theologie gern als Grundanliegen benannt. Die Bibel ist dementsprechend eines der meistzitierten Bücher, wenn es um die Rechtfertigung und Orientierung menschlichen Handelns geht. In der konkreten Praxis des systematisch-theologischen Arbeitens ist diese Normativität allerdings weder unumstritten noch eindeutig – das Schriftprinzip eher als Streitprinzip, das auf Traditionen der historisch-kritischen Exegese aufbauen und das Verhältnis von Einheit und Vielfalt, von Autorität und Pluralität immer wieder konkret aushandeln muss.

Hermeneutik, die Wissenschaft vom Verstehen, kann dabei helfen, methodisch angemessen mit biblischen Texten in unserer Gegenwart umzugehen. Im Seminar erarbeiten wir entsprechend Perspektiven, inwiefern und wie ein reflektierter Umgang mit den biblischen Büchern im Blick auf gegenwartsrelevante dogmatische und ethische Überlegungen aussehen kann, ohne naiv oder beliebig mit den Texten umzugehen. Abschließend gehen wir der Frage nach, ob unsere zunehmend heterogene, säkulare Gegenwart nicht auch eine hermeneutische Übersetzungsleistung benötigt, wenn es um religiöse Sprache generell geht, und inwiefern die Schrifthermeneutik hier eine hilfreiche Funktion einnehmen kann.

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