Das qualitative Interview zählt fraglos zu den „beliebtesten“ qualitativen Methoden. Dabei ist festzuhalten, dass es „DAS“ qualitative Interview nicht gibt, sondern eine Vielzahl offener oder (teil-)strukturierter Verfahren. Im Fokus stehen dabei in der Regel die Wissensvorräte, die (Selbst-)Deutungen, die spezifischen subjektiven Perspektiven oder die lebensgeschichtlichen Erfahrungen der befragten Personen. In dem Seminar werden wir uns vor allem auf die Methode des „biographischen Interviews“ fokussieren, die eng mit dem „narrativen Interview“ verbunden ist (Schütze 1983). Das Seminar zielt darauf, für die methodischen Besonderheiten des biographisch-narrativen Interviews, für die Gesprächsführung, -partner*innen und -situationen, sowie für die Rolle der Forscher*innen als Interviewer*innen praktisch und reflektierend zu sensibilisieren. Die Interviewsituation ist eine komplexe, „alltagsferne“ Gesprächsform, in der sich mindestens zwei Gesprächsteilnehmer geplant begegnen, einander in vielschichtiger Weise wahrnehmen und – im Regelfall aufbereitet in einem Frage-Antwort-Format - miteinander kommunizieren. Das biographisch-narrative Interview kennzeichnet sich hingegen durch eine strukturelle Offenheit für die Relevanzen der Befragten. Ein tiefergehendes Verständnis für die praktischen Anforderungen narrativer Interviews sowie die Bedeutung, Musterhaftigkeit und kommunikative Konstruiertheit von Biographien soll durch die fallbasierte Anwendung der Methode erfolgen.
Literatur
Rosenthal, G. (2022). Biographieforschung. In: Baur, N., Blasius, J. (eds) Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37985-8_40
Helfferich, C., (2011). Die Qualität qualitativer Daten. 4. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Schütze, F. (1983). Biographieforschung und narratives Interview. Neue Praxis, 13(3), 283-293. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-53147
- verantwortliche Lehrperson: Ajit Jacob Singh-Kohlhaas