
Dieses Hauptseminar macht Sie mit der intellektuellen Biographie und dem Werk zweier einflussreicher Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts vertraut: Gabriela Mistral (1889-1957) war 1945 die erste Literaturnobelpreisträgerin Lateinamerikas, sie ist bis heute die einzige weibliche Preisträgerin des Kontinents geblieben. Das Hauptseminar wird Ausschnitte ihres Werks in chronologischer Folge in den Blick nehmen. Neben ihrer Dichtung wird auch das nicht-poetische Werk diskutiert werden, insbesondere die Textsorte der „Recados“, kurze Prosastücke, mit denen Mistral ihre Gegenwart kommentierte. Mistral verband eine enge Freundschaft mit der spanischen Autorin Carmen Conde (1907-1996), die heute nicht nur als einflussreiche Figur der Nachkriegslyrik gilt, sondern auch eine wesentliche Referenz in der Geschlechterforschung ist. Conde war die erste Frau, die als ordentliches Mitglied in die Real Academia Española aufgenommen wurde, wo sie am 28. Januar 1979 eine breit rezipierte Einführungsrede hielt. Wir werden Carmen Conde als Beobachterin und Erzählerin der schwierigsten Momente des 20. Jahrhunderts in Spanien kennenlernen, aber auch ihre Rolle als Bindeglied zwischen denen, die nach dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs ins Exil gingen, und denen, die blieben, diskutieren. Die Seminararbeit wird auch das spezifische Profil weiblichen Schreibens vor dem Horizont der lateinamerikanischen Kulturgeschichte fokussieren.
Literatur: • Martin C. Taylor, “Gabriela Mistral's struggle with God and man: a biographical and critical study of the Chilean poet”, Jefferson 2012; • Volodia Teitelboim, “Gabriela Mistral Publica y Secreta”, Santiago de Chile 1991; • Anna Cacciola, La edificación de la conciencia femenina en la poesía de Carmen Conde, Berlin 2023.
- verantwortliche Lehrperson: Helena Goerke
- verantwortliche Lehrperson: Susanne Zepp-Zwirner