Viele Handlungen beziehen ihren Wert ganz oder jedenfalls teilweise daraus, dass sie aus freien Stücken vollzogen werden – dies gilt, wie sich zeigt, insbesondere für Erwerbsarbeit. Autonomie und ihre Querverbindungen zu Sinn und Zufriedenheit bei der Arbeit sind ein prominenter Forschungsgegenstand der Sozialwissenschaften im Allgemeinen und der Arbeitssoziologie im Besonderen. Autonomie wird sowohl als zentraler Motivationsfaktor bei der Tätigkeitsausübung und Berufswahl als auch als relevanter Marker für die Transformation der Arbeitswelt hervorgehoben. Ungeachtet eines vieldiskutierten Wandels von Managementkonzepten – weg vom tayloristischen Modell starrer Hierarchien und hin zur flexibilisierten ‚Führung auf Augenhöhe‘ – ist das Verhältnis von Arbeit und Kapital nach wie vor ein von Machtasymmetrien geprägtes. Damit ist die Organisation von Arbeit wie aber auch ihre tatsächliche, alltägliche Ausführung Gegenstand von vielfältigen Interessens- und Machtkonflikten.

In kapitalistischen Lohnarbeitsgesellschaften stehen Erwerbstätige vor dem universellen und scheinbar unüberwindbaren Problem, ihr Bedürfnis nach Autonomie vor dem Hintergrund materieller Zwänge und fremdbestimmter Strukturen zu verwirklichen, mit denen sie in der Erwerbsarbeit konfrontiert sind. Im Seminar soll Autonomie vor dem Hintergrund klassischer und neuerer (arbeits-)soziologischer Konzepte, Theorien und Befunde als womöglich ‚störender‘, der Eigensinnigkeit von Erwerbstätigen entspringender und idealisierter Faktor wie zugleich als eine von Unternehmen eingeforderte Ressource diskutiert werden. Dabei wird auf Basis eines relationalen Verständnisses von Handlungsfähigkeit angenommen, dass Autonomie nicht ausschließlich den ‚kausalen Kräften‘ des Einzelnen entspringt, sondern gleichzeitig auch von der objektiven Organisation von Arbeit abhängig ist.

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