Fast 50 Jahre Frauenliteraturgeschichtschreibung haben wenig daran
geändert: Immer noch gehören die Werke weiblicher Autoren nicht zum
'offiziellen' Kanon. Grund genug die literarische Romantik nicht am
Beispiel Friedrich Schlegels oder Clemens Brentanos kennenzulernen,
sondern durch die Texte ihrer nicht minder gebildeten und
schriftstellerisch begabten Frauen. Sophie Mereau-Brentano hat zwei
Romane, unzählige Erzählungen und Gedichte hinterlassen. Für Dorothea
Schlegels Schaffen steht vor allem ihr Romanfragment "Florentin", das
sie in einer wirtschaftlichen Notlage schrieb, um als Ehefrau das
Familieneinkommen zu steigern. Die Konsolidierung der finanziellen
Situation soll dann auch der Grund dafür gewesen sein, dass die
projektierten 2. und 3. Teile des Romans nie erschienen sind.
Thematisch
sind die Texte durch und durch romantisch: Es geht um die Suche nach
Identität, nach dem Seelenpartner, nach der Liebe, um den Kampf für
individuelle Freiheit wider gesellschaftliche Beschränkungen. Wir
begegnen sowohl der Sehnsucht nach dem Mittelalter als auch dem Traum
von einer besseren Zukunft im freien und demokratischen Amerika.
Der
signifikanteste Unterschied zu den Texten von Tieck, Eichendorff &
Co. ist die Wahl der Perspektive: Sophie Mereau-Brentano und Dorothea
Schlegel interessieren sich nicht nur für das männliche, sondern auch
und vor allem für das weibliche Ich. Sie stellen selbstbewusste Frauen
vor, die sich ebenso wie der romantische Mann selbstverwirklichen
wollen. In der Forschung galt bislang Friedrich Schlegels Roman
"Lucinde" als eines der ersten literarischen Zeugnisse weiblicher
Emanzipation, indem er eine gleichberechtigte Künstlerehe vorstellte,
Sophie Mereau-Brentano geht weiter, wenn sie einige ihrer Heldinnen
abseits der Ehe ins Leben entlässt.
- verantwortliche Lehrperson: Carina Merg
- verantwortliche Lehrperson: Elke Reinhardt-Becker