Sportmädel, Ingenieure, Rennfahrer, Filmschauspieler, Boxer, Angestellte, Kinogänger, Industrielle, ‚Girls‘ und Liebespaare stehen auf den Besetzungslisten der Erzählungen und Romane der 'Neuen Sachlichkeit'. Die 'Neue Sachlichkeit' ist das Kulturprojekt, das sich in den 20er und frühen 30er Jahren unseres Jahrhunderts als erste literarische Strömung (zunächst) nachhaltig positiv mit der modernen Industrie- und Massengesellschaft auseinandersetzt. Durch den Verzicht auf romantischen Individualismus stellen die Literaten einen Menschentypus vor, der sich mit der Rationalisierung in Wirtschaft, Technik, Gesellschaft und Alltagsleben im Einklang befindet. Sie liefern längst überfällige Leitbilder für eine Gesellschaft in der tradierte Ideale vom Menschsein längst mit der Erfahrungswelt des einzelnen in Großstadt, Fabrik, Büro kollidieren. 

Im Seminar soll es darum gehen, diese Leitbilder kennenzulernen, aber auch die damit verbundenen spezifischen neusachlichen Diskurse von Großstadt, Politik, Technik, Wirtschaft und Liebe in den Blick zu nehmen.

Gelesen werden sollen die Romane "Gilgi — Eine von uns", "Das kunstseidene Mädchen" von Irmgard Keun, "Eine Zierde für den Verein" von Marieluise Fleißer und "Fabian" von Erich Kästner. Zur Anschaffung zudem: Texte zur Neuen Sachlichkeit. Texte und Kommentare von Elke Reinhardt-Becker, München: Oldenbourg 2011.


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